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Andonah - Leseprobe 2

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Mo hält Rückschau

Mo betrat Halylah, und wie immer fiel alles von ihr ab, was sie in dieser Welt beschwerte. Sie verließ die feste Form, breitete sich aus und versank in die Schönheit dieses Ortes. Sie strömte in der Kraft der Pflanzen und fiel mit den Wassertropfen, sie sickerte in die Erde und stieg in kleinsten Teilchen wieder auf, sie flog mit den Insekten und erfüllte die Atmosphäre mit ihrem Duft.
Dies war der erste Ort, den sie erschaffen hatte, damals. Nachdem die Trauer nachgelassen hatte, nachdem sie sich ihrer Existenz wieder klar bewusst geworden war, hatte sie hier wieder Hoffnung gefunden. Hier hatte sie sich ihren geschützten Platz geschaffen, zu dem kein Mensch Zugang hatte.
Langsam verschmolz sie mit einem Baum, sank hinein bis in die Wurzeln, dehnte sich aus bis zur Krone und ergötzte sich am Fließen und Leben dieses Geschöpfes. Dieser Baum hatte Zeit, so wie sie selbst – so wie jedes Wesen, das nicht dem Trugschluss erlag, Zeit sei etwas, das man sammeln könnte wie Nüsse in der abkühlenden Jahreszeit.
(...)

Mo war hierher gekommen, um sich zu erinnern. Sie tat es nicht gerne, denn sie wusste, es würde weh tun. Doch gleichzeitig war es eine Vorbereitung auf das, was kommen würde, und danach sehnte sie sich. Ohne zu wissen, was es war, ahnte sie, dass sie auf irgend eine Weise von diesem Dasein hier erlöst werden würde. Endlich.
Während ihr Bewusstsein vom Baum in Geborgenheit und Sicherheit gehalten wurde, ließ sie sich in die Vergangenheit treiben, ungezählte Zeiten zurück – zurück – zurück.
(...)

Da war dieser andere Name gewesen. Ihn zu erinnern erzeugte einen leichten Stich, als sei sie körperlich in eine Dorne getreten. Doch in diesem Stich entstand Hitze, die sich in Kreisen ausbreitete und der vergangenen Gestalt Leben einhauchte.
Minendo.
Damals waren mehrere von ihnen aufgebrochen, um Welten zu besuchen. Neugierig und arglos hatte sie sich in´s All geworfen und nach einer belebten Welt gesucht, in der die Wesen fühlen, denken und entscheiden konnten, und in der sie nach etwas suchten, das ihnen Sinn gab. Wie hätte sie damals ahnen können, dass sie Thythisny nicht wieder finden würde?
(...)

Sie hatte sich viel Zeit gelassen. Diesmal wollte sie nichts überstürzen und nichts übersehen. Generationen von Menschenleben waren einander gefolgt, während Mo in aller Ruhe den Tempel von Mohinot gepflegt und ein Tunnelsystem zwischen den Haly-Tempeln ausgehoben hatte. Immer tiefer war sie dabei in die Beschaffenheit der Substanzen eingedrungen und hatte entdeckt, dass es körperlose Kräfte gab, welche die festen Stoffe beeinflussten.
(...)

All diese Erfindungen hatten sie so in Anspruch genommen, dass sie für eine Weile ihren Kummer vergessen hatte. Sie war so vollkommen aufgegangen im Spiel mit den Stoffen und Kräften, dass sie sich plötzlich leer fühlte, als das System betriebsbereit war.
Und in diese innere Leere war die Erkenntnis der Sinnlosigkeit gefallen.
Die Sinnlosigkeit hatte alles überwältigt, so wie eine Welle im See die Erde am Ufer durchnässt. Es war keine verzweifelte oder bittere Sinnlosigkeit gewesen, sondern Mo hatte gestaunt, wie leer und eigenschaftslos diese Sinnlosigkeit gewesen war.
  Andonah   

Urheber+Copyright: Anandi Andrea Ehring Impressum Kontakt Datenschutz Entwicklung u. Implementierung: Anand Ehring
Hinweis: Keinerlei Heilversprechen. Meine Angebote ersetzen nicht die Behandlung durch einen Arzt, Heilpraktiker oder Psychotherapeuten.
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